Anton Berauer zeigt Münzsatz und Glasmarke

Briefmarken-Mann schlägt neues Kapitel auf

Ein Spaziergang mit… Anton Berauer – Er beschäftigt sich mit dem ältesten Hobby der Welt

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, 29.10.2021

Beitragsbild: Hatte nicht nur Briefmarken wie diese „Glasmarke“ im Angebot, sondern auch Münzsätze: Anton Berauer. Nach 20 Jahren gibt er seinen Laden auf. − Foto: Johannes Geigenberger

Freilassing. Sein Hobby zum Beruf gemacht hat der einstige „fanatische Briefmarkensammler“ Anton Berauer: Seit 20 Jahren führt er sein Briefmarkenfachgeschäft an der Freilassinger Hauptstraße, unmittelbar neben der Redaktion der Heimatzeitung. Nun ist Schluss. Warum, und was es mit dem nicht ganz alltäglichen Angebot auf sich hat, darüber spricht er bei einem Spaziergang.

Hallo, Herr Berauer, wie lange gibt es denn Ihr Geschäft schon und was verkaufen Sie konkret?
Anton Berauer: Genau am 1. Juli 2001 habe ich eröffnet und ich betreibe einen An- und Verkauf von Briefmarken, darauf habe ich mich spezialisiert. Dabei brauche ich viel Fachwissen, zumal die Sammler oft mehr Fachwissen haben als die Händler.

Und woher kommen Ihre Kunden?
Berauer: Das sind großteils Salzburger, und eine geringere Zahl kommt aus Freilassing und Umgebung. Laufkundschaft oder Touristen sind ganz verschwindend.

Sehen Sie sich mit Ihrem Laden in einer gewissen Tradition?
Berauer: Das könnte man so sagen. Mein Vorgänger, Herr Mahrle, hatte das Geschäft bereits 34 Jahre, als ich es übernahm, es besteht also schon mehr als ein halbes Jahrhundert. Die Branche ist allerdings am absteigenden Ast. In der heutigen, digitalen Welt ist das Briefmarkensammeln nicht mehr so verbreitet wie früher. Damit fehlt auch der Nachwuchs. Werbeaktionen der Post gibt es nur noch auf Anfrage. Von einem Händler auf dem Wochenmarkt hier vor dem Haus weiß ich, dass er als Obmann eines Briefmarkenvereins Ferienlager für jugendliche Sammler veranstaltet und dabei von der Post großzügig mit Material unterstützt wird. Vielleicht erlebt das Sammeln einmal wieder eine Renaissance, umsonst ist es ja nicht das älteste Hobby der Welt (lacht).

Was haben Sie vor Ihrer Zeit als Briefmarkenhändler gemacht und wie sind Sie in Freilassing heimisch geworden?
Berauer: Ich habe verschiedene Vorberufe, war fanatischer Briefmarkensammler und Kunde bei Herrn Mahrle. Damals erfuhr ich, dass er aufhören will. Ich hatte ohnehin vor, den Beruf zu wechseln und da habe ich zugegriffen und sein Geschäft übernommen. Dann bin ich auch nach Freilassing gezogen und habe mich hier als ehemaliger Stadt-Salzburger eingelebt.

Gibt es Planungen, was nach Ihnen in dem Laden sein wird?
Berauer: Aufgrund der geringen Kundenresonanz hatte ich wenig Hoffnung, dass das Briefmarkengeschäft weiter besteht. Auch in meiner Verwandtschaft sah ich keinen Nachfolger. Aber es wird hier in Zukunft aller Voraussicht nach einen Edelmetall-Ankauf geben. Übrigens mache ich jetzt einen Flohmarkt mit Briefmarken- und Münzzubehör und mein Mobiliar ist zu verschenken.

Habe ich richtig gehört, Münzzubehör?
Berauer: Ja, und dazu kann ich eine Anekdote erzählen: Meine Frau hat manchmal gesagt, ich sei kein guter Kaufmann. Zum Beispiel hatte einmal eine Kundin eine Zehn-Mark-Münze gebracht, auf der ich einen Prägefehler entdeckte. Diese Münze war 1000 Euro wert, wie sich beim Nachschlagen im Katalog herausstellte. Diesen Wissensvorsprung habe ich aber nicht ausgenutzt, sondern es der Kundin gesagt und sie hat die Münze wieder mitgenommen. Ehrlich währt am längsten.

Es spazierte Julian Traublinger.