Gruppenbild der zertifizierten Gartler mit dem Landrat

Ein Stück vom Paradies?

Zehn Gartler im Landkreis werden in Freilassing mit der Naturgartenplakette ausgezeichnet

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, Julian Traublinger, 01.10.2021

Beitragsbild: Die acht anwesenden Preisträger Annika Botzke-Hoch (Freilassing), Veronika Kerschl (Saaldorf), Thea Götzinger (Teisendorf), Familie Rosenbusch (Anger), Angela Teichmann (Freilassing), Familie Feist (Bischofswiesen), Monika Angerer (Marktschellenberg) sowie Kerstin Thiel (Bischofswiesen), zusammen mit Landrat Bernhard Kern (links), dem Vorstand des Kreisgartenbauverbands Andreas Lexhaller (6. von links) und Kreisgartenfachberater Sepp Stein (vorne rechts). − Foto: Julian Traublinger

BGL/Freilassing. Gastgeberfamilie Botzke-Hoch stellte mit ihrem nunmehr zertifizierten Naturgarten in Freilassing zusammen mit dem Landratsamt den gemütlichen Rahmen zur Verfügung für die Verleihung der Naturgartenplakette an zehn Preisträger im ganzen Landkreis. Nach dem Start der bayernweiten Aktion „Naturgarten – Bayern blüht“ 2020 zieht das Berchtesgadener Land nach und beteiligt sich seit Juli dieses Jahres tatkräftig daran. Vier Juroren aus den Reihen des Kreisverbands für Gartenbau und Landschaftspflege BGL ließen sich ausbilden. Jeweils zwei von ihnen hatten die ganz unterschiedlichen Kleinode systematisch begutachtet und schließlich konnte allen zehn Kandidaten die begehrte Naturgartenplakette verliehen werden.


Die „3-H-Regel“: Garteln mit „Herz, Hirn und Hand“


Während Landrat Bernhard Kern sich in seinem Grußwort über die „Kernkriterien“ der Jury besonders freute, stellte Kreisgartenfachberater Sepp Stein die „3-H-Regel“ auf: Garteln mit „Herz, Hirn und Hand“. Die drei Kernkriterien sind: keine chemisch-synthetischen Dünger, nur im ökologischen Landbau zugelassene Pflanzenschutzmittel, keine Verwendung von Torf im Garten. Diese müssen auf jeden Fall erfüllt sein für die Zertifizierung. Ergänzt werden sie von 14 Kann-Kriterien, die Punkte einbringen. Mit Anbringen der Naturgartenplakette verpflichtet sich der Ausgezeichnete, seinen Garten weiterhin nach diesen Regeln zu pflegen.

Wer sich um die Zertifizierung bewirbt, bezahlt 80 Euro Kostenanteil für den Service der Juroren. Im Gegenzug werden die Gartler fachkundig beraten und sie können stolz auf ihre naturnahe Gartengestaltung verweisen. Denn mit der Plakette ist laut Stein augenzwinkernd „ein- für allemal geklärt, dass das kein ’gschlamperter Garten‘ ist, sondern ein Naturgarten“. Für Mitglieder der Gartenbauvereine beträgt die Gebühr nur die Hälfte. Die Naturgartenplakette im Eingangsbereich soll zum Besuch einladen, ein Bescheid geben bei den jeweiligen Hausherren ist erwünscht.

Wichtig ist den Veranstaltern, dass die Besitzer der Naturgärten zeigen können, „ich tue etwas für die Artenvielfalt“. Eine der Preisträgerinnen, Kerstin Thiel aus Bischofswiesen, hatte den kleinsten Garten, darin jedoch in etwa 20 bis 30 Insektenarten mit „Monitorierung“ gezählt. Dementsprechend würde sich in den größeren Gärten der Mitbewerber sicher sogar noch mehr finden, meinte sie.


Die Juroren gehen selbst mit gutem Beispiel voran


Jeder Garten wurde kurz erklärt, wie zum Beispiel der von Jurorin Thea Götzinger, die selbst von den Kollegen bewertet wurde. Dieser ist nahe Weildorf und Götzinger baut an dem großen Bauernhof jährlich circa 50 verschiedene Tomatensorten an, während sie das dreifache an Tomatensamen vorhält. Monika Angerer, ebenso aus dem Jurorenkreis, gewinnt auf wenig Platz in Marktschellenberg einen wahren Kräuterschatz. Bei ihr gibt es zum Beispiel Kräuter für die Lunge, das Herz und weitere Organe des Menschen. Sepp Stein hatte den Garten unter die Lupe genommen und meinte anerkennend, das sei etwas „für Profis“. Der vierte im Bunde der Juroren ist Andreas Lexhaller, Kreisverbandsvorstand. Die „3-H-Regel“ hatte Stein nach seinen Angaben schon bei seiner Abschlussarbeit gehabt im Zusammenhang mit der Umweltbildung für Kinder. Die Aktion „Naturgarten – Bayern blüht“ soll mit den Auszeichnungen genauso den Gedanken der Schönheit eines naturbelassenen Gartens weitertragen und damit einen Multiplikatoreffekt bringen. Wenn es nach dem Kreisgartenfachberater geht, sollen die Leute nicht „die Pflanzen im Griff haben“. Stein: „Ich wünsche euch einen Garten, der sich ständig ändert, und dass ihr ausdauernd euren Garten pflegt.“