Wie „Ali“ seinen Schutzengel fand
Der Slowake schlägt sich in Freilassing mit Geige spielen durch und bekommt Hilfe
Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, Julian Traublinger, 31.12.2021
Beitragsbild: „Ali“ spielt häufig auf der Straße Geige, um etwas Geld zu bekommen. Vor kurzem verlor er seine Papiere, die er nun von seiner „Retterin“ wieder erhielt. Die Freude darüber war natürlich groß. − Foto: Julian Traublinger
Freilassing. Ein Freilassinger Fußballverein hatte ihn aufgenommen und als „Einheizer“ mit der Violine engagiert, er erbettelte sich einen Platz in der Garage, bekommt Kleidung geschenkt. Als er seine Papiere verliert, springt der „Schutzengel“ ein. Brigitte K., die nicht näher genannt werden möchte, findet alles verstreut im Gebüsch beim Hagebau-Markt, nimmt es mit, reinigt es und versucht, den Besitzer ausfindig zu machen.
„Ali“, wie er sich nennt, arbeitete früher als Kellner und Koch und spielt häufig auf der Straße Geige, um etwas Geld für sich und seine Familie zu bekommen. Er gehört nicht zu den Scharen an Bettlern aus Osteuropa, die als „Bettelbanden“ in Verruf gerieten, sondern spielt auf eigene Rechnung. Um seinen Vornamen zu vereinfachen, nennt er sich „Ali“. Den Verlust von Ausweis und weiterer Unterlagen hatte er bei der Polizei angezeigt. In der Zwischenzeit fand Brigitte K. heraus, dass er in Wien gemeldet ist, er konnte aber von dort nicht erreicht werden. Deshalb wandte auch sie sich an die Polizei. „Ali“ befand sich gerade in Würzburg, in einer vermeintlich hoffnungslosen Lage, als er durch die Ordnungshüter von dem Fund in Freilassing erfuhr. Er ist überglücklich, wie man auf dem Foto von einer Begegnung mit dem „Schutzengel“ sehen kann.
Brigitte K. hatte ihn zuvor schon getroffen und ihm eine warme Jacke geschenkt, konnte den Fund aber in ihrer Erinnerung nicht zuordnen. „Ich finde immer etwas in der Stadt“, so Brigitte K., „darüber könnte ich ein Buch schreiben.“ Die Polizisten seien sehr freundlich gewesen. „Ich recherchiere häufig, in diesem Fall bis nach Wien“, sagt Brigitte K.. „Ali“ möchte zum Jahreswechsel wieder in die Heimat zu seiner Familie fahren. Die Heimatzeitung wünscht ihm eine gute Reise in ein besseres 2022 mit noch vielen weiteren Schutzengeln.