Die Mannschaft mit den Trikots und Ehrengästen zum Abschluss

BGL International weiter im Herzen tragen

Fußballverein feiert Abschied und löst sich auf

Es ist beschlossene Sache: Der Freilassinger integrative Fußballverein BGL International wird sich demnächst auflösen. Gründer und führender Kopf Thomas Mooser rief das Projekt ursprünglich mit Mental Coach Bernard Payet ins Leben.

Beitragsbild: Mannschaftsfoto mit signierten Trikots und Freunden des Vereins bei der Abschlussfeier auf dem Gelände der Freilassinger Berufsschule.

Bei einer Grillfeier auf dem Gelände der Freilassinger Berufsschule – wo alles begann – ließ Mooser die vergangenen acht Jahre Revue passieren. Als Sportlehrer der Integrationsklassen sammelten sich einige fußballbegeisterte Flüchtlinge um ihn, er gab ihnen Extraeinheiten und schließlich kam es zum Anschluss an den Vereinsfußball beim TSV Freilassing im Juni 2017. Die Mannschaft war von Anfang an in der C-Klasse vorne mit dabei. Die soziale Arbeit unter dem Dach des TSV wurde sogar mit dem Integrationspreis der Regierung von Oberbayern für 2018 gewürdigt.

2019 trennten sich die Wege von TSV und BGL International, wohin die ganze Mannschaft transferiert wurde. Es ging weiter in der untersten Liga, doch als Tabellenzweiter nach der Saison 2021/22 gelang der Aufstieg in die B-Klasse. Nach einem respektablen mittleren Tabellenplatz in 2023 lief es zuletzt etwas holprig. 2024 wurden einige Matches knapp verloren, die Mannschaft wurde zum Schlusslicht. Mit viel Willenskraft und Zusammenhalt schaffte sie dann noch den Klassenerhalt.

„Über das letzte Spiel der Saison könnte man ein ganzes Buch schreiben“, so Mooser bei der Feier: „So viel Dramatik steckte darin“. Ein Unentschieden musste es mindestens sein und BGL International erreichte es, einen 0:3-Rückstand gegen SV Surberg zu drehen und hatte sogar noch den Siegtreffer auf dem Fuß.

Schon seit ein paar Monaten stand die Beendigung der Vereinsaktivitäten zur Debatte. Viel Arbeit lastete auf den Schultern von Spielertrainer und Vereinsvorsitzendem Thomas Mooser. Mit seinen Qualifikationen als Fußball-A-Lizenz-Trainer, Sportwissenschaftler und Lehrer wie mit der Erfahrung von Bernard Payet im Mentalcoaching im Business- und Profisportbereich war es überhaupt erst möglich, die vielen unterschiedlichen Charaktere der Spieler mit traumatischen Fluchterfahrungen und schwierigen Lebensumständen unter einen Hut zu bringen. Nach sieben Jahren ließ seine Energie nach. Es gab viele Gespräche mit der Mannschaft und einzelnen Spielern. Geplant war, dass sich Mooser in Zukunft im Hintergrund hält und Führungsspieler die sportliche Leitung übernehmen. Er sah aber letztlich keine Tragfähigkeit für diese Variante und beschloss, den Verein aufzulösen. Dieser Schlussstrich sorgte zunächst für Bestürzung, bekam aber dann doch viel Verständnis und die internationale Fußballfamilie traf sich noch einmal zur Abschiedsfeier.

Weiterhin werden Bernard Payet, Thomas Mooser oder auch Karl Ott als ehemaliger Berufsschullehrer den Spielern mit einem offenen Ohr zur Verfügung stehen.

In seiner Rede ging Bernard Payet darauf ein, was BGL International ausmacht. Es ginge über Fußball als Sport hinaus. Jeder Spieler solle persönlich wachsen und zu einer Führungsperson reifen. Die Gesellschaft sei in ständiger Veränderung begriffen. Deshalb sollten sich die Spieler nicht zu sicher fühlen aufgrund des erreichten Lebensstandards angesichts der politischen Tendenz nach rechts in Deutschland. Sie sollten nicht einschlafen, sondern gesellschaftlich aktiv bleiben. Jeder einzelne solle sich engagieren.

Ein mehrfacher Dank der Redner ging nicht zuletzt an Schriftführer und Pressebeauftragten Julian Traublinger. „Ich gebe den Dank gerne zurück und bin stolz darauf, dass ich die Mannschaft von den Anfängen beim TSV Freilassing an begleiten durfte. Persönlich konnte ich dadurch auch wachsen und mich als Mensch weiterentwickeln“, erwiderte Traublinger.

Bernard Payet war am Ende seiner Rede zu Tränen gerührt, was zeigte, wie viel Herzblut er in das Projekt steckte. Gemeinsam mit Mooser war es ihm wichtig zu betonen: „Wir lieben jeden einzelnen von euch.“ Alle Teilnehmer waren sich einig, dass sie BGL International weiter im Herzen tragen und sich nicht aus den Augen verlieren wollen.

Zur Erinnerung bekam jeder ein Trikot, auf dem die Aktiven gegenseitig unterschrieben. Eines davon geht an die Familie des tödlich verunglückten Ali Almawas.