Der Verarmung entgegenwirken

Leserbrief

Passauer Neue Presse, Heimatwirtschaft Oberbayern, 31. Dezember 2024

Zum Artikel „Es steht 0:4 – das muss uns aufrütteln“ (Link führt zum angerissenen Artikel hinter der Bezahlschranke) vom 28. Dezember:

„Manfred Gößl scheint von einer Erzählung des Wirtschaftswachstums auszugehen als
zwangsläufiger Entwicklung. Exponentielles Wachstum wird gefordert, das heißt, die Kurve soll immer steiler nach oben führen. Wir haben aber nur einen Planeten. Deshalb kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Es geht so lange, bis alle Quellen ausgeschöpft sind und nur noch Wüste bleibt. Statt zahlenmäßigen Wachstums basierend auf Verbrauch brauchen wir in Zukunft vor allem qualitatives Wachstum, das unserem persönlichen Wohlbefinden und dem Gemeinwohl zugute kommt.

Für gestiegene Energiekosten dürften Energiekonzerne verantwortlich sein, deren Preissteigerungen zu milliardenschweren Übergewinnen geführt haben. Während die Politik diese auf eine Notlage zurückführte und so der Bevölkerung verkaufte.

Die Erhöhung des Renteneintrittsalters, wie Gößl vorschlägt, führt de facto vor allem zu einer Rentenkürzung. Um die Kosten in den Griff zu bekommen, sollten alle Arbeitskräfte einzahlen, auch alle Beamten und Selbstständige.

Die Betriebe sind auf die genannte soziale Infrastruktur angewiesen. Hier sparen die Regierungen, während für Bankenrettungen, Aufrüstung, Finanzierung der Kriegswirtschaft und Subventionen an Großbetriebe, zum Beispiel in der „Corona-Krise“, unbegrenzt Geld da war und ist. Jetzt haben wir mal wieder Budgetlöcher. Dafür gäbe es Lösungen: Die Wiedereinführung von Vermögenssteuern, eine höhere Erbschaftssteuer, zum Beispiel ab 100 Millionen Euro, eine bessere Ausstattung von Finanzämtern und Zoll bei der Verfolgung von Steuerhinterziehung und Sozialabgabenbetrug, etc..

Wünschenswert wäre ein gemeinwohlorientiertes Wirtschaften und eine Rückkehr zum Regionalen mit einer Wertschöpfung in übersichtlichen Bezirken, sowie einer kleinteiligen Energieerzeugung und -vermarktung. Banken sollten zum ursprünglichen Gedanken zurückfinden, wie es typisch für Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken war. Vielleicht kann man dann auch der Verarmung ganzer Landstriche entgegenwirken gegen Rationalisierung und Zentralisierung. Letzteres führt dazu, dass kleine Industrie- und Einzelhandelsbetriebe sowie Dienstleister aus der Fläche verschwinden und Service, Wertschöpfung, Arbeitsplätze sowie das Steueraufkommen abwandern.

Es hat sich gezeigt, wie störanfällig ein globalisiertes Just-in-time-System ist. Würde man sich mehr auf das Regionale besinnen, wäre dem ein Stück weit abgeholfen. Außerdem schadet der Exportüberhang den ausländischen Handelspartnern in Form von sozialen Folgeproblemen und er macht Deutschland von der Weltwirtschaft abhängig.“

Julian Traublinger, Freilassing