Der skandalöse Erfolg der Troika

Leserbrief zu: PNP-Titelseite vom Freitag, 29. Mai 2015, Kommentar, „Voreilig“ von Rasmus Buchsteiner

Wenn Kommentator Rasmus Buchsteiner schreibt, dass Ministerpräsident Alexis Tsipras in einer völlig anderen Welt lebt, indem er auf eine Einigung mit der Troika hofft, dann frage ich mich, in welcher Welt Rasmus Buchsteiner lebt. Er macht sich zum Teil einer erfolgreichen deutschen Propagandamaschinerie in Bezug auf das verschuldete Griechenland. Das füttert Vorurteile in der deutschen Bevölkerung nach dem Motto, „die faulen und korrupten Griechen sind selbst schuld“.

Die griechische Regierung wird von der EU-Kommission erpresst. Neue Kredite werden nur gewährt, wenn der Sozialstaat erheblich eingeschränkt wird. Das heißt konkret, diejenigen Griechen, die es sich nicht besser leisten können, müssen leiden. Sie können aber am wenigsten für die Staatsverschuldung. Und so wird die griechische Wirtschaftskraft abgewürgt, anstatt sie zu stärken.

Die Investmenthäuser aus Deutschland, Frankreich und Groß Britannien, welche sich in Griechenland verspekulierten, wurden mit den Griechenland-Milliarden gerettet, anstatt sie für ihre Fahrlässigkeit zu bestrafen. Vorne mit dabei war die Deutsche Bank. Hätte sie nicht Steuermilliarden bekommen, sie wäre längst pleite mit allen Folgen für die deutsche Wirtschaft.

Die Troika aus EU-Kommission, IWF und EZB hat dafür gesorgt, dass von 137 Krankenhäusern 83 übrig blieben, die Versorgung der breiten Bevölkerung mit einer Krankenversicherung nicht mehr gewährleistet ist und die gesamten staatlichen Gesundheitsausgaben halbiert wurden.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Depression wurde unter den Griechen mehr als verdoppelt, die Selbstmordrate stieg zwischen 2007 und 2011 um 45 Prozent(!), die Kindersterblichkeitsrate stieg in derselben Zeit um 43 Prozent(!).

Das ist der skandalöse Erfolg der Troika, der Reformen. Und das ist nur der Gesundheitssektor. Der Kommentar von Herrn Buchsteiner, dass die „Spielchen“ der griechischen Verhandlungsseite hoffentlich bald vorbei seien, ist irreführend.