Kommen Bauern und Bäuerinnen unter die Räder?

Leserbrief: Reichenhaller Tagblatt/Freilassinger Anzeiger vom 29./30. Dezember 2012, S. 3, „Agrarforschung soll Landwirtschaft effizienter machen“

In dem Artikel findet sich ein bunter Strauß von Aussagen und Argumenten von BBV-Mann Walter Heidl, der für mich nicht stichhaltig und zum Teil widersprüchlich wirkt. Was will Herr Heidl oder der Artikel eigentlich sagen?

Zum Beispiel muss die Landwirtschaft „mehr und effektiver produzieren, dabei aber stets nachhaltig sein“. Betreffend die heimische Landwirtschaft wird immer wieder die exorbitante Überproduktion beklagt. Die noch zu steigern kann dann wohl nur als nachhaltig nachteilig bezeichnet werden. Haushalte und Nahrungsmittelhersteller bei uns geben einen ungeheuer großen Teil von Nahrungsmitteln in den Müll, wie es erst vor einigen Wochen hieß. Wie passt dazu Herrn Heidls Forderung?

Mehrmals wird die globale Landwirtschaft angeführt. Dabei werden Industrieländer und Entwicklungsländer argumentativ verpantscht. Ich stimme zu, dass die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern leistungsfähiger werden muss. Doch deren größte Probleme liegen doch in einer verfehlten Politik der Industrieländer in den Bereichen Ausfuhrsubventionen, Welthandel, Hochseefischerei und Entwicklungszusammenarbeit!

Ich stimme auch zu, dass die Forschung im Bereich Eiweißfutterpflanzen gestärkt werden muss. Aber vor allem die entsprechende Praxis muss in Gang kommen und gefördert werden. Und Herr Heidl sollte hier auch die unsäglichen Sojaplantagen in Lateinamerika als Eiweißlieferanten für die heimische Landwirtschaft, einschließlich Genmanipulation und gefährlichem, großflächigem Einsatz von Spritzmitteln, beim Namen nennen.

Herrn Heidls Aufgabe besteht in erster Linie darin, Anwalt, also Lobbyist, für die bayerischen Landwirte zu sein. Und die sollen anscheinend immer effektiver werden. Aber was ist mit dem Höfesterben? Kommen nicht genau durch eine Politik des immer mehr, immer größer, die vielen kleinen und mittleren Bauern und Bäuerinnen unter die Räder?