„Wir wollen doch einfach nur unsere Ruhe“

Nach Ärger über Wildparker: Wassermauth-Anwohner Martin Öggl sieht sich zu Unrecht am Pranger

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, Franz Eder, 12.03.2021

Hierzu der ursprüngliche Artikel vom 6. März 2021 und der Leserbrief von Bernhard Schmähl vom 8. März

Martin Öggl vor seinem Haus in der Wassermauth: Seit die Heimatzeitung über die Wildparker in der Saalachau berichtete, wird er beschimpft und bedroht. Am Dienstag wurde sogar seine prall gefüllte Mülltonne gestohlen. − Foto: Franz Eder

Freilassing. „Ärger über ‚Wildparker‘ in der Saalachau“ – so berichtete die Heimatzeitung am vergangenen Samstag über die oft vielen Autos in der Nähe der B20. Doch den Ärger, der seither auf Martin Öggl einprasselt, hätte sich der Bewohner der Wassermauth nur allzu gerne erspart. „Seither werde ich beschimpft und bedroht – sogar meine Schwester hat mich schon angerufen und gefragt, ob ich derjenige war.“ Der bis dato unrühmliche Höhepunkt der Unannehmlichkeiten: In der Nacht auf Dienstag wurde den Öggls sogar die mit Katzenstreu und Asche prall gefüllte Mülltonne geklaut. Von dieser fehlt jede Spur, obwohl sie abgesperrt war und sie somit auch keiner mehr nutzen kann. Öggl ist daher sicher, dass auch dieser Vorfall mit den jüngsten Ereignissen zu tun haben muss und hat ihn deshalb bei der Polizei zur Anzeige gebracht.

Doch was war passiert? Im Artikel war eine Einschätzung der Polizei enthalten, wonach bekannt sei, dass „einzelne Anwohner der Wassermauth zum Teil sehr leidenschaftlich auf das Verbot der Einfahrt hinweisen“. Stadträtin Stefanie Riehl wusste zudem von Fällen zu berichten, wonach anscheinend sogar Luft aus den Reifen gelassen wurde. Das Problem: Martin Öggl wohnt im einzigen Haus in der Wassermauth und geriet dadurch fast zwangsläufig ins Kreuzfeuer der Anschuldigungen.


Öggl: Habe weder beleidigt noch die Luft ausgelassen


Doch Öggl schwört Stein und Bein, dass er sowohl mit dieser „Übergrifflichkeit“ als auch mit den Hinweiszetteln nichts zu tun hat. „Was habe ich denn davon?“, fragt er im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Ich habe Rheuma und bin nicht wirklich gut zu Fuß. Da laufe ich doch da nicht vor.“ Stattdessen sei genau das Gegenteil der Fall: Denn auch Öggl weiß davon, dass mindestens einmal bei einem Auto die Luft ausgelassen wurde. „Aber ich bin gelernter Automechaniker und habe den Betroffenen geholfen und ihnen mit meinem Kompressor die Reifen wieder aufgepumpt. Da würde doch etwas mit mir nicht stimmen, wenn ich sie vorher ausgelassen hätte.“

Vielmehr habe er vollstes Verständnis dafür, dass sich insbesondere in der momentan äußerst nervenaufreibenden Coronazeit viele Leute nach Erholung sehnen und in die Natur wollen. Und dennoch gebe es auch hier Regeln, an die man sich nun einmal halten müsse. Daraus, dass ihm die Wildparker, die keine Anlieger sind und so die Straße gar nicht befahren dürften, ein Dorn im Auge sind, macht Martin Öggl deshalb auch gar keinen Hehl. „Ich parke beim Einkaufen in der Stadt ja auch nicht auf einem fremden Grundstück.“ Deshalb fordere er die Wildparker – wenn ihm welche unterkommen – auch dazu auf, wegzufahren. „Aber ich habe noch nie jemanden beleidigt. Außer einmal, das geb ich zu: Da hat ein Spaziergänger gemeint, der Kot seines Hundes sei doch bio. Zu dem habe ich dann gesagt: Du bist scho ganz schee bläd.“

Aber generell sei er ein Mensch, der über vieles hinwegsehe, das in den vergangenen Jahren „immer schlimmer“ geworden sei. Etwa der zunehmende Vandalismus oder die Feiernden am Saalachufer, die dann Mitten in der Nacht gröhlend an seinem Haus vorbeiziehen und Unmengen Müll hinterlassen. Den sammle er ohne Murren auf und sei auch sonst in allen Lebenslagen hilfsbereit, ohne viel Aufhebens darum zu machen: Sei es vom Flicken eines platten Fahrradreifens bis hin zu einer lebensmüden Frau, die sich in die Fluten stürzen wollte.

„Im Grunde wollen wir doch einfach nur unsere Ruhe, sonst würden wir hier herunten nicht wohnen“, sagt Öggl. Deshalb habe er es in den vergangenen Jahren auch aufgegeben, die Wildparker zu melden. „Ein Foto machen und die Polizei anrufen, das macht doch keiner gern. Zumal es auch einfach nichts hilft.“ Wohlwissend um die vielen Baustellen der Polizei, würde er sich deshalb natürlich mehr Präsenz der Beamten wünschen − insbesondere, wenn nach der Grenzöffnung die österreichischen Hundebesitzer wieder in Scharen einfallen.


Johann Graßl verteilt die Zettel mit dezentem Hinweis


Damit hat er eines gemeinsam mit Johann Graßl. Auch der würde es begrüßen, wenn die Polizei mehr Strafzettel verteilen würde. Denn der am Hagenweg wohnende Grundstücksanlieger ist derjenige, der die handgeschriebenen Zettel mit dezentem Hinweis an die Autos der Wildparker anbringt, wie er am Mittwoch im Gespräch mit der Heimatzeitung erklärte. Diese würden aus ganz unterschiedlichen Gründen ihre Autos in seiner Wiese an der Zufahrt zur Wassermauth abstellen. Eine Gattung seien etwa „die Pinkler“, denn von Piding her kommend gebe es entlang der gesamten B20 keine Möglichkeit, seine Notdurft zu verrichten. „Und wenn sie schon einmal stehen, machen sie gleich Brotzeit auch noch. Würde ich da nicht pausenlos aufräumen, hätte ich eine Müllhalde“, rechtfertigt Johann Graßl sein Vorgehen. Zudem würden durch die parkenden Autos andere Pkw und sogar schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge über seine Wiese ausweichen. Schon mehrfach habe er deshalb den Bau eines Parkplatzes angeregt. Doch hier habe Altbürgermeister Josef Flatscher abgewunken, weil dieser „ölsicher“ gemacht werden müsse. Auch die Jäger seien nicht begeistert, weil dadurch womöglich noch mehr Hundebesitzer angelockt würden und die Kapazitäten wohl immer zu wenig seien. Und so bleibt Graßl wenig anderes über, als weiterhin seine Zettel zu verteilen. Denn Luftauslassen ist natürlich auch für ihn keine Art. Dies könne allerdings im Grunde jeder getan haben. „Ich war es bestimmt nicht, aber ich weiß, dass sich viele Spaziergänger genauso ärgern.“