Foto Rollfeld Salzburg von Geigenberger

Salzburger Flughafen setzt auf Nachholeffekt

Neue Ziele sollen Saison retten – Vorerst keine Finanzspritze nötig – Rückkehr zum Vor-Krisen-Niveau 2022?

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, Johannes Geigenberger, 20.05.2021

Mein Leserbrief vom 27. Mai 2021 zu diesem Bericht

Beitragsbild: Bis es wieder richtig los geht, nutzt man am Salzburger Flughafen die Ruhe für Schönheitsreparaturen. − Foto: Johannes Geigenberger

Salzburg. Dunkle Wolken statt Sommersonne: Flughafen-Geschäftsführerin Bettina Ganghofer bemühte sich erst gar nicht darum, die Zeit seit Beginn der Pandemie schön zu reden. „2021 ist – nett formuliert – eine Katastrophe“, erklärte sie am Dienstag bei einer Pressekonferenz zum Sommerflugplan. Nur rund zehn Prozent des gewöhnlichen Passagieraufkommens dürften dieses Jahr erreicht werden.

Trotzdem war die Veranstaltung – die erste am Flughafen seit einem Jahr, die nicht nur rein digital stattfand – von einer gewissen Aufbruchstimmung geprägt. Einerseits wegen des Impffortschritts und den in ganz Europa fallenden Infektionszahlen. Gleichzeitig ist die Sehnsucht nach Urlaub bei vielen Menschen nach dem Pandemie-Jahr so groß wie nie. Das hat man auch beim Reise-Konzern Tui gemerkt, der deshalb für den Salzburger Flughafen 22 Urlaubsflüge pro Woche in fünf südeuropäische Länder anbieten will. Besonders auf Griechenland setzen die Touristiker: Alleine neun Mal wöchentlich werden griechische Inseln angesteuert. „Die Griechen haben schon im Sommer 2020 bewiesen, wie Urlaub in Zeiten von Corona funktioniert“, sagt David Szabo von Tui Österreich mit Verweis auf die entsprechenden Hygienekonzepte. Neu im Programm ist außerdem Zypern.


Math: Pauschalreisen stehen hoch im Kurs


„Wir rechnen mit einem starken Nachholeffekt“, sagte Tui-Österreich-Chef Gottfried Math. Die Buchungslage sei jedenfalls vielversprechend: Die ersten Flüge Anfang Juni seien schon fast ausgebucht – auch dank entsprechender Flex-Tarife, die ein unkompliziertes Stornieren ermöglichen, falls sich die Corona-Situation doch nochmal ändern sollte. „Die werden sehr gut nachgefragt“, so Math. Festgestellt habe man außerdem, dass sich die Leute durchaus etwas mehr gönnen würden – offenbar eine Folge davon, dass sie sich im vergangenen Jahr einen großen Urlaub gespart haben und nun mehr Geld fürs Reisen in die Hand nehmen. Math sieht sich hier – als Anbieter von Pauschalreisen, die häufig übers Reisebüro vertrieben werden – im Vorteil: „Die Pandemie hat die Vorteile einer Pauschalreise und einer persönlichen Beratung gezeigt.“

Steht also einer schnellen Erholung der Reisebranche – und damit auch der Situation am Salzburger Flughafen – nichts im Wege? Tatsächlich zeigte sich der Tui-Vertreter vorsichtig optimistisch, dass schon 2022 das Vor-Corona-Niveau erreicht wird. Ob‘s tatsächlich so kommt, hängt sicher auch davon ab, wie schnell der angekündigte digitale Impfnachweis kommen wird und wie reibungslos dieser funktioniert. Flughafen-Chefin Ganghofer glaubt jedenfalls, dass der „Grüne Pass“, nicht von heute auf morgen die derzeit erforderlichen Tests voll ersetzen wird. „Aber er bringt eine Erleichterung“, so Ganghofer, die neben den von Tui angebotenen Flügen auch auf ein Comeback der anderen, von Salzburg aus angebotenen Verbindungen wie zu den Drehkreuzen Istanbul und Frankfurt setzt. Neu dazu kommt heuer außerdem eine Direktverbindung nach Dubai.

Diese Aufbruchstimmung kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Flughafen die Pandemie ordentlich in den Knochen steckt. Zuletzt war daher sogar von einem Verkauf von Anteilen der Flughafen Gesellschafter – Stadt und Land Salzburg – die Rede. Diese Gedankenspiele wurden inzwischen aber wieder verworfen (wir berichteten).

Lediglich die Veräußerung von Grundstücken, die ohnehin in Erbpacht an Dritte vergeben sind – etwa Red Bull – wird derzeit geprüft. Eine unmittelbare Finanzspritze durch die Anteilseigner brauche der Airport derzeit allerdings nicht, so Ganghofer. Nur über die Aufnahme eines Darlehens denke man mittelfristig nach, so Ganghofer, die im übrigen nicht nur optimistisch ist, was die Sommersaison angeht. Fast noch wichtiger ist für den Salzburger Flughafen schließlich die Wintersaison – In Vor-Corona-Zeiten waren an manchen Winter-Samstagen gefühlt im Fünf-Minuten-Takt Flieger voller Skifahrer im Landeanflug zu hören.


Trotz Ischgl: „Die Skifahrer werden wiederkommen“


Doch wird es diesen Massen-Skitourismus mit Gästen aus England, Skandinavien und Russland je wieder geben? Das Ansehen des österreichischen Skitourismus hat durch Ischgl schließlich arg gelitten.

Allerdings zeigte sich Ganghofer auch hier guter Dinge, dass die Skifahrer zurückkehren: „Meine Glaskugel sagt: Ja, sie kommen. Ich würde Ischgl nicht überbewerten. Wir reden hier in ganz Österreich von traumschönen Bergen und Pisten, von Menschen, die nach so vielen Monaten besser wissen, wie man sich verhalten oder wie man sich nicht verhalten soll.“