Maite Schmidt vor ihrem Objekt

Tragetaschen verbildlichen den Lauf des Lebens

„Leben und Tod sind eins“: Ainringer Künstlerin Maite Schmidt stellt bei Kunstwettbewerb in der Berchtoldvilla aus

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, Julian Traublinger, 14.07.2021

Beitragsbild: Die Ainringer Künstlerin Maite Schmidt vor ihrem Objekt „Leben und Tod sind eins“. − Foto: Julian Traublinger

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Salzburg/Ainring. Die Freude bei der Berufsvereinigung bildender Künstler, art bv Berchtoldvilla, war groß, dass endlich wieder Publikum mit ihren Mitgliedern in den persönlichen Kontakt kommen darf, etwa bei der Vernissage der Gemeinschaftsausstellung der bv unter dem Motto „In Motion“. Die Ausstellung geht noch bis 19. August in der Berchtoldvilla, Josef-Preis-Allee 12 in Salzburg. Dabei ist auch die in Ainring wohnende Künstlerin Maite Schmidt mit ihrem zwei Mal drei Meter großen Objekt aus gebrauchten, künstlerisch bearbeiteten Tragetaschen. Mit einer Anmeldung unter office@artbv-salzburg.at ist die Teilnahme an einer Führung am Samstag, 24. Juli, 11 Uhr, sowie am Donnerstag, 19. August, 15 Uhr, möglich.

Den Höhepunkt gab es schon zur Eröffnung der Vernissage. Nach der Begrüßung durch die Schriftführerin der art bv, Gabriele Straschil, und einer Einleitung zu allen Künstlern durch Kuratorin Christiane Pott folgte die Verleihung des Förderpreises des Landes Salzburg 2021. Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Heinrich Schellhorn durfte die Entscheidung der Jury verkünden. Unter den ausstellenden Mitgliedern der bv wurde eines ausgezeichnet mit dem mit 3000 Euro dotierten Preis. Die glückliche Gewinnerin ist Andrea Lacher-Bryk mit ihrem „Magnetic Snowboarder“. Ihr schwarz-weißes Triptychon mit magnetisch und digital bearbeiteten Nägeln findet sich gleich in der Eingangshalle.

Jedes Mitglied der demokratisch organisierten bv darf traditionell mit seiner Idee als Kurator oder Kuratorin eine Gemeinschaftsausstellung organisieren. Christiane Pott wählte als Motto die Bewegung: „Die Gesellschaft bewegt sich. Ich denke dabei an Flüchtlinge, den Klimawandel oder auch den Tourismus.“ Sie war selbst überrascht von den vielfältigen Zugängen der teilnehmenden Kollegen. Diese erstreckten sich von Tanz, Bewegung, Evolution des Menschen bis zu Corona oder auch dem Stillstand als Gegenteil der Bewegung. Das Thema der Flüchtlinge hatte Pott nicht mehr losgelassen. Ein starkes Motiv für sie waren Menschen, die barfuß nachts auf unbeleuchteten Fernstraßen unterwegs sind. Daraus entwickelte sie ihren Beitrag „Ausbrechen“, der außer Konkurrenz zu sehen ist.

Neben dem Magnetic Snowboarder stellte Pott gegenüber der Heimatzeitung besonders die „unglaubliche Präzision“ heraus, mit der Franz Wolf zwei Tuaregs, Nomaden aus der Sahara, porträtierte, und die kaleidoskopischen Porträts von Edith Richter zum Thema Corona sowie das erwähnte Werk von Maite Schmidt. Sie verbildlichte den Lauf des Lebens mit 16 Tragetaschen im Stil der „Arte Povera“, einer Kunstrichtung aus „armen Materialien“, sowie fünf Einzelwerken verschiedener Techniken aus früheren Jahren. Das Ergebnis trägt den Titel „Leben und Tod sind eins“. Schmidt zeichnet ihren Lebenslauf nach und schaut auf den unausweichlich bevorstehenden Tod. Den einzelnen Taschen gab sie italienische Bezeichnungen für das jeweilige Lebenstempo und sie verweist darauf, wie wenig anregendes Material sie als Kind hatte, wie viel Phantasie sie brauchte. Den Betrachter bittet sie ebenso um seine Phantasie.