3. Bürgermeister Hartmann spricht zur Radl-Initiative

„Das Fahrrad muss erste Wahl sein“

Radl-Initiative hielt Verkehrsschau mit 3. Bürgermeister – Es ging auch um die Schulwegsicherheit

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, Julian Traublinger, 10. Juli 2021

Beitragsbild: Auf informativer Tour durch die Stadt: (von links) 3. Bürgermeister Wolfgang Hartmann spricht zu Dr. Vigil Berleth, Nicole Kroiß und Lenz Heuwieser vor der Mittelschule. − Foto: Julian Traublinger

Freilassing. Die Radl-Initiative hat jüngst zur Begutachtung der örtlichen Schulwegsituation per Fahrrad eingeladen: In Vertretung von Bürgermeister Markus Hiebl nahm 3. Bürgermeister Wolfgang Hartmann teil und versorgte die drei Vertreter der Initiative mit Einschätzungen und Informationen. Entstanden ist dieses Treffen, da sich Nicole Kroiß, Salzburghofenerin und Mutter von Schulkindern, an die Vereinigung gewandt und darum gebeten hatte, sich doch auch mit der Schulwegsicherheit zu befassen.

Sie war selbst anwesend bei der Diskussion vor Ort und lobte die Initiatoren dafür, dass sie sich nicht nur mit der ursprünglichen Debatte um die Reichenhaller Straße befassen und gute Pressarbeit leisten würden. Kroiß hat ein Kind, das mit dem Roller zur Containeranlage in die Grundschule fährt, und eines, das mit dem Fahrrad den Weg zur Realschule in Neu-Hofham zurücklegt.


Reine Radl-Straßen nur schwer umzusetzen


Zur Reichenhaller Straße wusste Hartmann zu sagen, dass es eine 50-prozentige Förderung des Freistaats für die Straße gibt und eine 65-prozentige für Gehweg und Radweg. Soll heißen, ein Gehsteig und ein Fahrradschutzstreifen getrennt davon auf der Straße, denn eine Kombination von Geh- und Radweg wurde bereits fallen gelassen. Daran anschließend merkte er an, „in dieser Stadt muss es so werden, dass das Fahrrad erste Wahl ist, wenn ich mir überlege, wo komme ich innerhalb des Ortsgebietes schneller hin“.

Nicole Kroiß fragte Hartmann nach dem Stand beim CSU-Antrag für ein städtisches Radwegekonzept. Das sieht der 3. Bürgermeister sehr skeptisch. Reine Radwege respektive Fahrradstraßen seien schwer machbar und ein solches Konzept sehr aufwändig. In diesem Zusammenhang führte Hartmann auch an, dass es bedingt durch den Antritt des neuen Bürgermeisters Markus Hiebl derzeit 17 Projekte gibt, an denen das städtische Bauamt beteiligt und entsprechend eingespannt ist.

Angekommen an der Kreuzung Laufener Straße / Matulusstraße, also bei Rieschen und Mirtlwirt, wusste der 3. Bürgermeister zu berichten, dass für diese Stelle eine Ampelanlage beschlossen wurde. Deren Einrichtung wird aber erst kommen können, sobald die geplante Baumaßnahme beim Rieschen abgeschlossen ist. Mit einer Ampelregelung und einem damit verbundenen Halteverbot sei in Zukunft eine deutlich verbesserte Situation gegeben. Das Halteverbot könnte man dann Richtung Norden zum Friedhof verlängern, meinte Hartmann.


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Ein heißes Thema war der Einsatz von Schulweghelfern. Nicole Kroiß erwähnte, dass an der Grundschule lange nach Personal dafür gesucht wurde, sich aber niemand finden ließ. Der ehemalige Schulleiter Helmut Mayer stellte sich zum Teil selbst hin und eine Zeit lang machte der Hausmeister der Grundschule in Salzburghofen einen guten Job als Schülerlotse. Ein Mitglied der Radl-Initiative würde sich so eine Sicherheitskraft an der Kreuzung Matulusstraße wünschen, doch Hartmann ist skeptisch, da es ja bisher keine Ampelanlage gibt, um den Verkehr aufzuhalten. Ein Schülerlotse dürfe die Autos nicht anhalten, er ist ja kein Polizist. Von Christine Heuwieser wurde ins Spiel gebracht, es könne ein Zebrastreifen angebracht werden, bis die Ampel kommt, um dann auch Schulweghelfer dort einzusetzen. Eine solche Maßnahme ist allerdings schwierig umzusetzen, so Hartmann. Zum Thema Zebrastreifen gab er auch zu bedenken, dass diese von Radfahrern nicht befahren werden dürfen, diese müssten absteigen. Als Gefahr für die Schüler sahen die Anwesenden auch die „Elterntaxis“.

Besser sieht es bei der Mittelschule aus, da dort von Haus aus viel Platz ist. Dr. Berleth versteht nicht, warum die Schüler nicht einfach wieder wie früher zu Fuß, per Radl oder mit dem Bus kommen. Das sei doch naheliegend. Christine Heuwieser erkundigte sich: „Gibt es in Freilassing einen Schulwegplan?“ Einen solchen habe das Bundesverkehrsministerium in seinen Verlautbarungen empfohlen. Hartmann konnte das für Freilassing nicht bestätigen, wies aber darauf hin, dass eine Verkehrsplanung zu Grundschule und Mittelschule in Auftrag gegeben wurde.

Widersinnige Situationen ergäben sich immer wieder im Stadtverkehr, gerade für Radfahrer. So an der Überquerungshilfe zwischen der Auffahrt für Fußgänger und Radfahrer von der Bahnunterführung und dem Bäcker Dallmeier an der Rupertusstraße. Der Radfahrer fährt üblicherweise von der Unterführung kommend über die Furt und geradeaus weiter vor der Bäckereifiliale vorbei, die abgesenkten Bordsteine nutzend. Das ist aber verboten, da der Bereich vor dem Dallmeier nur für Fußgänger gedacht ist. Der Radler muss offiziell links abschwenken, um dann erst ein paar Meter weiter in die Lindenstraße abzubiegen. Dabei fährt ihm möglicherweise ein anderer Radfahrer hinein, der geradeaus weiter will. Daraufhin bemerkte Kroiß: „Wenn es nicht praktikabel ist, muss man vielleicht einmal die Vorschriften ändern.“


Schwierig, Autos aus Innenstadt fernzuhalten


Überhaupt sei diese Radfahrer- und Fußgängerfurt über die Rupertusstraße als gefährlich angesehen. Auch für diesen Bereich wurde ein Zebrastreifen angedacht, das sah der 3. Bürgermeister aber wiederum kritisch. Zudem führte Hartmann aus, dass die Bahnhofsunterführung nicht barrierefrei ist, die Wege seien viel zu steil. Es bräuchte eine flachere Rampe mit großer Länge, was mit einem neugestalteten „Lindenplatz“ zu verwirklichen wäre.

Darauf angesprochen, Autos aus der Innenstadt weiträumig fernzuhalten, sagte Hartmann, das sei eine schwierige Situation. Die Freilassinger Innenstadt sei auch nicht attraktiv genug, dass die Leute die letzten Meter dorthin ohne Auto zurücklegen würden.

Letzten Endes ging es allen Anwesenden um die sogenannte Verkehrswende. Hartmann dazu: „Es geht nur über Einschränkungen für den Autoverkehr, dagegen wehren sich die Autofahrer mit Händen und Füßen. Endziel muss sein, dass man nicht überall einen Parkplatz finden können muss, ein besserer Öffentlicher Nahverkehr und bessere Bedingungen für andere Verkehrsteilnehmer.“