Kfz-Verkehr aus dem Stadtkern fernhalten

Leserbriefe
Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, 31.03.2021

Zu den Berichten „Debatte um Radstreifen: Drama in zwei Akten“ und „Wifo: Mobilität nicht ohne Auto möglich“ in der Ausgabe von 27. März:

„Wenn Mensch weiterdenkt als bis zur ‚unmittelbaren Zukunft‘, dann muss einem doch klar sein, dass dem Auto Einhalt zu gebieten ist. Der Lkw- und Pkw-Verkehr nehmen ständig zu. Wenn es nach mir ginge, würden auf der ‚Rennbahn‘ Reichenhaller Straße Schikanen gebaut werden. Der Kfz-Verkehr sollte so weit wie möglich vom Stadtkern ferngehalten werden. Es würde Tempo 30 im gesamten Ortsbereich gelten. Warum haben wir das nicht schon längst? Es sollte an den Stadträndern Parkhäuser und Tiefgaragen geben, bei denen die Fahrer auf einen leistungsfähigen ÖPNV, Leihfahrräder und Taxis umsteigen können. Aber vielleicht will das Wifo das ja auch. Es scheint nur so, dass es sich Freilassing nicht mit deutlich veränderter Straßennutzung, weg vom Auto, hin zu ÖPNV und Rädern, vorstellen kann. Aber genau das ist für mich die Zukunft. Nicht immer mehr und immer feinere, lungengängige Dieselrußpartikel, nicht immer mehr eingeschränkte Aufenthaltsqualität. Der motorisierte Individualverkehr ist für die Fahrer zu bequem, zu billig (weil hochsubventioniert mit Steuergeld), menschen- und umweltschädlich, unfallträchtig und insgesamt völlig unwirtschaftlich. Er gehört minimiert, und das bald.

Der ‚Schildbürgerstreich‘ ist für mich nicht, mehr Radverkehr anzuziehen, sondern Nebenstraßen müsse man einfach nur besser beschildern, um sie für Radfahrer attraktiv zu machen, wie der CSU-Fraktionssprecher im Stadtrat zitiert wurde. Das könnte man ja einerseits machen, denn möglichst viele Straßen müssen sich für Radler eignen. Die Reichenhaller Straße jedoch mindestens genauso wie die Watzmannstraße.

Der Stadtrat entscheidet, und CSU und FWG haben ganze drei Gremiumsmitglieder im Stadtrat, die auch Vertreter im Stadtentwicklungsbeirat sind. Es kann doch nicht heißen ‚Stadtrat kontra Bürger (im Stadtentwicklungsbeirat)‘ sondern es muss ein Miteinander sein. Aber einige Stadträtinnen und Stadträte spielen anscheinend ein doppeltes Spiel. Sie haben die Kontrolle und stimmen im Beirat dafür, aber im Stadtrat herrscht auf einmal Fraktionszwang. Die viel gelobte Sachlichkeit in kommunalen Gremien fällt hinten herunter.“

Julian Traublinger, Freilassing



Mittel in sinnvollere Projekte investieren

Zum selben Thema:

„Man kann denjenigen Stadträten, die sich trotz offensichtlich massivem Druck in zwei kurz hintereinander angesetzten Abstimmungen gegen einen Radweg an der Reichenhaller Straße ausgesprochen haben, nur gratulieren.

Der Gedanke, in Zeiten wie diesen hohe Beträge für einen simplen Radstreifen an einer der meistbefahrensten Straßen Freilassings zu investieren, erschließt sich einem nicht. Neben den völlig unverhältnismäßigen Kosten fallen dadurch auch wichtige Parkplätze für den sowieso schon gebeutelten Einzelhandel weg. Den Nutzen aus einer angeblich besseren und schnelleren Süd-Nordverbindung für Radfahrer sehe ich in keiner Weise. Wir wohnen genau zwischen Watzmann- und Reichenhaller Straße. Auch, wenn der Radweg gebaut würde, würden wir, wie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, mit Sicherheit weiterhin den ruhigen Weg über die Watzmannstraße, Bahnunterführung und Lindenstraße nehmen. Das ist bereits jetzt eine absolut attraktive Verbindung vom Süden in die Innenstadt bis in den Norden, da braucht es keinen neuen Radweg, schon gar nicht an einer stark befahrenen Straße.

In Coronazeiten, in denen niemand absehen kann, wie sich die wirtschaftliche Entwicklung und damit die finanzielle Lage der Stadt entwickeln wird, ist der Stadtrat gut beraten, sein Pulver trocken zu halten für wirklich wichtige Vorhaben und Investitionen. Dieser Radweg gehört aus meiner Sicht nicht dazu.“

Klaus Lastovka, Freilassing


Wer denkt an Ältere und weniger Mobile?

Zum selben Thema:

„Sie sind ja die besseren Menschen. Sie schonen das Klima und lösen Probleme. Gemeint sind die Radler. Die sind oft sehr flott unterwegs. Die Energie fürs E-Bike kommt aus der Steckdose und wenn mehr Ältere stürzen, sich den Oberschenkelhals brechen, löst sich vielleicht auch das Rentenproblem. So weit und so schlecht. Es ist einfach empörend, wenn so getan wird, als wären alle Autofahrer böse Umweltsünder. Freilassing hat viele Ärzte verschiedener Fachrichtungen sowie ein Krankenhaus, zu denen Patienten zumindest aus dem nördlichen und mittleren Landkreis überwiesen werden. Alle Radenthusiasten mögen sich bitte mal die Fahrpläne der Buslinien und der Bahn anschauen, wie gut man dann dorthin gelangt, ohne eigenes Fahrzeug. Und weil es in Freilassing auch Firmen gibt, die man anderswo nicht überall hat, Baumärkte zum Beispiel, aber auch Betten- und Bekleidungsgeschäfte, so frage ich: Warum soll man dann nicht nach Freilassing fahren? Soll man das per Radl besorgen ? Und hat schon mal jemand gedacht, dass man als Seniorin oder Senior, als Mama oder Oma mit mehreren Kindern das einfach nicht erledigen kann? Es ist schon sehr egoistisch und kurzsichtig gedacht, wenn man nur an die jüngeren, gesunden fitten Menschen denkt – die bleiben das übrigens auch nicht ihr Leben lang – und sind dann in ein paar Jahren vielleicht froh, wenn sie ein Fahrzeug benutzen können, in dem sie nicht nass werden, mit dem sie Lasten transportieren und die restliche Familie oder Freunde und Nachbarn mitnehmen können. Und dass man in der Nähe, vor der Praxis oder dem Geschäft parken kann. Zusammenhalten – nicht zusammenfahren, bitte!“

Hannelore Bohm, Laufen