Wifo: Mobilität nicht ohne Auto möglich

Organisation spricht sich für Lindenstraße als „Radwegeachse“ aus – Kritik an Wegfall von Parkplätzen
Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, 27.03.2021

Von der Ludwig-Zeller-Straße ist es nur ein Katzensprung in die Fußgängerzone. Das Wirtschaftsforum spricht sich deshalb vehement dagegen aus, die Parkplätze zugunsten der Radler zu opfern. − Foto: Franz Eder

Siehe hierzu auch den Artikel zur Stadtratsdebatte sowie den Kommentar dazu von Redaktionsleiter Johannes Geigenberger und jeweils drei Leserbriefe vom 29. März und 31. März 2021.

Freilassing. Das Wifo Freilassing hatte sich bereits am 11. März in einem Schreiben an den Bürgermeister und die Stadträte, das nun auch der Heimatzeitung vorliegt, in die Debatte rund um den Radverkehr in der Stadt eingeschaltet. Auf die Ansichten der Organisation wurde auch in der Debatte im Gremium (siehe oben) immer wieder eingegangen, weshalb wir sie nun in Auszügen wiedergeben wollen: So begrüßt der Verbund der Gewerbetreibenden die aktuelle Initiative, wonach der Radverkehr neu strukturiert werden soll, und betont „Die Lindenstraße in Freilassing eignet sich bestens als Radwegeachse unserer Stadt. Die Fußgänger- und Radwegunterführung der Bahn mündet vom Süden kommend genau dort und verbindet damit bestens die aufgrund der Gleisführung getrennten Ortsteile Freilassings.“ Zudem sei die Lindenstraße dank ihrer Lage wesentlich ruhiger und sicherer als alle übrigen Straßen im Umfeld. Gleichzeitig hätte die Lindenstraße eine gute Anbindung an eine Radwegachse in das Sonnenfeld und somit in Richtung Brodhausen mit Freibad. Sie führe zudem zu wichtigen Bildungseinrichtungen der Stadt. „Es erscheint also sinnvoll, die Lindenstraße als Radweg zu generieren, der den Radfahrern einen Vorrang vor dem Autoverkehr zubilligt.“ Hingegen sei es als „sehr fragwürdig“ anzusehen, in der Laufener oder Ludwig-Zeller-Straße in Freilassing auszuweisende und auszubauende Radwege anzudenken. „Gerade diese Verkehrsachsen bedeuten doch für die in einem ländlichen Gebiet lebenden und notwendigerweise einpendelnden Arbeitskräfte, Kunden, Lieferanten, Besucher und andere eine dringend notwendige Infrastruktur.“ Nicht ohne Grund seien diese Straßen bereits heute sehr stark frequentiert. Zudem sei die Bahn-Unterführung beim „neuen“ Kreisverkehr die einzige Möglichkeit für Lkw, die Gleisanlage zu unterqueren. „Genau hier zusätzlich einen Radverkehr anzuziehen, erscheint sogar als Schildbürgerstreich“, wird das Wirtschaftsforum deutlich und verweist auf „ungeahnte Folgereaktionen“ dieser Maßnahme: Denn die Parkplatzsituationen an der Ludwig-Zeller-Straße sowie an der Laufener Straße seien bereits heute als sehr problematisch und beengt zu bezeichnen – ein Wegfall weiterer Parkplätze aufgrund von in diesen Straßen notwendigen Radfahrwegen würde die gesamte Situation zusätzlich und unnötig verschärfen, betont das Wifo und bittet deshalb „dringend“, von einem solchen Vorhaben in den besagten Straßen abzusehen: Bereits heute stünden in der Innenstadt Parkplätze nur mehr sehr begrenzt zur Verfügung, Mitarbeitende der Geschäfte und Unternehmen sowie Kunden suchten täglich händeringend nach Stellplätzen. Auch die Laufener Straße sei zugeparkt und nicht mehr leistungsfähig. Auf diesen stark frequentierten Verkehrsachsen zusätzlich Radfahrer anzuziehen, sei nicht nur kontraproduktiv, sondern letztlich lebensgefährdend.

„In der unmittelbaren Zukunft sehen wir bei einer Stadt der Größe Freilassings keine Möglichkeit, eine urbane Mobilität ohne Pkw zu gewährleisten.“ Um dies zu erreichen, empfehlen die Gewerbetreibenden, das ISEK aus dem Jahr 2012 und den Masterplan-Innenstadt heranzuziehen und die dort getroffenen planerischen Vorgaben umzusetzen. „Ein wiederholter Planungs-Neuanfang halten wir für nicht angemessen.“ Stattdessen sollten die Beschlüsse des ISEK umgesetzt und so die Entwicklung der Stadt im Interesse der Bürger und auch der Wirtschaftstreibenden vorangetrieben werden. − red