Goethe-Spruch, Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich

Bewegender Vortrag im Kirchanschöringer KuBa über die zweite Reise des Universal Lighthouse e. V. nach Kisauni, Kenia

Der Spruch von Goethe im KuBa („Kultur im Bahnhof Anschöring“) traf es ganz gut: Thomas Mooser, Bernard Payet und ihre Mitstreiter des gemeinnützigen Vereins Universal Lighthouse empfinden es als Bereicherung, anderen helfen zu dürfen.

In den gelben Shirts von links: Bernard Payet, Thomas Mooser und Rosemarie Pscheidl im KuBa

Thomas und Bernard berichteten gestern von ihren Eindrücken des Besuchs bei ihren Partnern vor Ort im flächengrößten und gleichzeitig ärmsten Bezirk der kenianischen Großstadt Mombasa, Kisauni. Seit der Partnerschaft des Freilassinger Fußballvereins von Trainer Mooser mit der Good Hope Fußballakademie (Link zu Facebook) dort ab 2019 hat sich so einiges entwickelt und es ist wirklich erstaunlich, was der zwischenzeitlich gegründete Verein Universal Lighthouse erarbeitet hat und wie viele Spenden verwendet werden konnten. Hier ein Link zum Fernsehbericht des rfo vom Herbst 2021.

Thomas Mooser bei seinem Vortrag

Vier Projekte taten sich auf und immer werden sie vor Ort in Kisauni getragen von Einheimischen, die selbst bittere Armut erleben und es doch schaffen, in ihrer Umgebung unglaubliche Dinge auf die Beine zu stellen, um Kindern und Jugendlichen zu helfen.

Es ging aus von der Fußballakademie des Gründers und Leiters Shem Lumumba, für die es mittlerweile einen besseren Trainingsplatz gibt. Den bisherigen durchquerten Mopeds und Fußgänger und abends war es gefährlich.

Dann trafen die Reisenden auf eine kleine Schule von Gründer und Schulleiter Johnstone Maelo. Seine Berufung fand er, als er eines Tages, es ist eigentlich unaussprechlich, ein Baby in einer Mülltonne (!) fand, das er in Sicherheit brachte und adoptierte, als sich sonst niemand interessierte. Johnstone beschloss, etwas für die Kinder zu tun, kochte für sie und fand schließlich einen Schuppen, in dem er sie unterrichtete mit ein paar Helfern. Er selbst wohnte mit seiner Familie auf neun Quadratmetern, dank Universal Lighthouse konnten sie einen weiteren Raum nebenan bekommen.

Blick ins aufmerksame Publikum in der Bar des KuBa im ehemaligen Kirchanschöringer Bahnhof

Das dritte Projekt ist das Tabarak Waisenhaus von Gründerin Asha Pili Ramadan. Sie war eine höchst erfolgreiche Fußballtrainerin in Kenia und hängte ihren Job an den Nagel, um für Vollwaisen in Kisauni da zu sein. Unermüdlich arbeitet sie, sorgt mit mehreren Läden in Mombasa dafür, dass die Einrichtung genügend Geld hat und ist so aufopferungsvoll für ihre Mitmenschen da. Erst durch die finanzielle Unterstützung des Universal Lighthouse wird es möglich, eine Perspektive zu schaffen, indem den Akteuren der Rücken frei gehalten wird.

Auf Bernards Initiative schauten sich die Besucher in Kisauni auch einen Golfplatz in der Nähe an. Dort herrscht eine Zweiklassen-Gesellschaft. Einerseits die zahlenden Club-Mitglieder, andererseits die Caddies, welche sich mit Koffertragen wie Tagelöhner durchschlagen müssen. Auch hier gibt es erstaunliche Geschichten zu erzählen, wie einige der Caddies es schafften, sich aus tiefster Armut und Perspektivlosigkeit herauszukämpfen. Vier von ihnen werden von Universal Lighthouse gefördert. Sie konnten so selbst an Turnieren teilnehmen als Golfspieler und schafften es dabei bisher immer aufs Treppchen, einmal bei einem Turnier sogar gemeinsam auf Platz eins, zwei und drei.

Bernard Payet im Gespräch an der Bar kurz vor der Veranstaltung

Alle vier Projekte machen in kurzer Zeit große Fortschritte. Und so interessierten sich jetzt auch Lokalpolitiker in Mombasa, wie ein Senator, für Universal Lighthouse. Der Senator ist „fußballverrückt“ und lud Thomas und Bernard überraschenderweise zu einer Pressekonferenz im kenianischen Fernsehen ein. Dort konnten sie ihre Ideen für eine Professionalisierung der Sportart im Land vorbringen.

Überhaupt ging es bei den Erkundungen im Winter 2022 viel um Kontakte. Die Zeit in Mombasa war für die Reisegruppe kein Urlaub, sondern sie arbeiteten mit Hochdruck daran, dort etwas aufzubauen. Es soll ein neues Schulgebäude gebaut werden und dort, wo die Not am allergrößten ist, werden auch erste fördernde Patenschaften eingerichtet und extra Budgets zur Verfügung gestellt. Spenden werden weiterhin benötigt, etwa über die Aktion „150 für Kisauni“ (Neuauflage: „260 für Kisauni„), bei der 150 Förderer gesucht werden, die monatlich zehn oder mehr Euros überweisen. Mit Stand 23. März 2022 beteiligen sich bereits 96 Spender.

Eine tragende Säule ist der Weltladen in Ainring-Mitterfelden unter Leitung von Rosemarie Pscheidl, die zusammen mit der Ainringer Gemeinderätin Edith Höglauer auch zur Reisegruppe gehörte. Beide waren im Publikum im KuBa dabei. Höglauer berichtete, dass sich auch die Gemeindeverwaltung engagieren will, allerdings nicht mit offizieller Entwicklungshilfe, sondern einer formloseren Partnerschaft über Weltladen und Universal Lighthouse.

Was die Armut in Kenia und speziell Kisauni verschärfte, waren die Corona-Maßnahmen der Regierung. Menschen verloren massenhaft ihre Arbeitsplätze, der Tourismus kam zum erliegen. Währenddessen ist der Virus selbst vor Ort kein Thema. Das Problem sei nicht Corona, so Mooser, sondern die getroffenen Maßnahmen dagegen. Anscheinend sind die Einheimischen mit einem besseren Immunsystem ausgestattet als Leute hier in Deutschland, genau weiß man es nicht.

Nach dem Vortrag beantworteten die Beteiligten alle Fragen und es ergab sich noch ein gemütliches Beisammensein im Lokal, dem KuBa im ehemaligen Kirchanschöringer Bahnhofsgebäude.