Robert Weber und links Bernard Payet

Fußball fair – Bad Boyz Ballfabrik zeigt es vor

Firmengründer Robert Weber gibt Einblicke in die Welt des runden Leders

Beitragsbild: Robert Weber mit links Bernard Payet, Mental Coach von BGL International, im Pfarrzentrum St. Severin, Mitterfelden, Foto: Sofia Payet

Ainring-Mitterfelden. „Der Ball ist rund“ war das Herberger-Zitat als Motto für einen Abend des fairen Fußballs beim Weltladen Mitterfelden. Im Pfarrzentrum St. Severin präsentierte der Nürnberger Robert Weber am 9. November 2022 seine Berufserfahrung und die faire Produktion von Fußbällen aus Pakistan.

Zuallererst begrüßte die Leiterin des Weltladens, Rosemarie Pscheidl, die Anwesenden. Ihr war es ein Anliegen, einen Gruß von Mannschaftskapitän Vincent Omoregie vom gesponserten Fußballclub BGL International auszurichten. Sie hatte kurz zuvor noch mit dem beim Spiel schwer verletzten telefoniert. Er wäre gerne dabei gewesen, Pscheidl wünschte ihm baldige Genesung.

Im Publikum waren Pfarrer Wernher Bien, die Fair-Trade-Beauftragte der Gemeinde, Edith Höglauer, Mitarbeiter und Spieler des Fußballvereins BGL International Freilassing, Lehrer der Mittelschule Freilassing, die schon lange mit fairen Bällen spielen, Mitarbeiter einiger Weltläden und nicht zuletzt Maria Lecker und Sara Schuster von der Schülerzeitung der örtlichen Mittelschule Mitterfelden mit ihrem Lehrer, Norbert Heudecker.

Der 64-jährige Weber begann seine Karriere bereits in den Siebzigern in der Sportartikelbranche, wo er eine kaufmännische Ausbildung durchlief. 1982 bekam er die Verantwortung für die Auslagerung der Sattlerei-Abteilung nach Pakistan. Seitdem ist er bis heute häufig in dem südasiatischen Land. Ab 1991 machte sich Weber mit Lederartikeln selbständig und war unter anderem Ausstatter des Boxers Henry Maske. Er verkaufte sein Unternehmen und 1998 zog er mit der Familie in die USA. Als Weber dort Torwart-Trainer an einer High School war, hatten die Sportler die Idee, sich einen Ball personalisieren zu lassen.

Das war der Zündfunke für die Bad Boyz Ballfabrik. Die Familie kehrte nach Bayern zurück und ab 2013 produzierte das Unternehmen Fußbälle „auf fairer Basis“, denn „es kam nur Fair Trade in Frage“, so Weber. Mittlerweile hat seine Tochter die Geschäftsführung übernommen, Frau Judith komplettiert mit einer Lagermitarbeiterin und einer Grafikerin das Personal. Neben Fußbällen gibt es bei ihnen auch Hand- und Volleybälle. Personalisierte Bälle gibt es bei Bad Boyz bereits in Kleinstauflage.

Die Fertigung findet in der Welthauptstadt des Fußballs, dem pakistanischen Sialkot, statt. Dort produziert „Vision“ für Bad Boyz und es will eine Vorzeigefirma sein. Deshalb bekommen die Mitarbeiter einen relativ hohen Lohn plus einige Extras. „Vision“ ist wie der Abnehmer Bad Boyz Ballfabrik Fair-Trade-zertifiziert. Eine typische Schnittform besteht aus 32 Teilen, 12 Fünfecken und 20 Sechsecken. Wer im Publikum ein bisschen angeben können wollte, dem verriet Weber, dass diese Kombination auf den genialen italienischen Erfinder Leonardo da Vinci zurückgeht – wer auch immer die Idee hatte, es auf den Fußball zu übertragen.

Auf die Frage aus der Zuhörerschaft, ob es denn nicht ein erstrebenswertes Ziel sei, in Zukunft wieder das runde Sportgerät regional, also in Deutschland zu produzieren, antwortete der Ballfabrik-Gründer ausführlich. Für Weber zählt, dass er mit seiner langjährigen Verbindung zu Pakistan dort konkret etwas zum Guten bewirken kann. In der Verantwortung stehen für ihn hier mehr die großen Marktführer Adidas, Nike und Puma, da diese mit geringem Aufwand viel ausmachen könnten. Im Gegensatz dazu haben die Bad Boyz lediglich einen Marktanteil von 0,1 Prozent, so Robert Weber. Nicht zuletzt sei der Preis eines deutschen Fußballs dann zu hoch.

150 Euro kostet ein Spitzenprodukt aus dem Hause Bad Boyz, ein Replikaball ist für gut 35 Euro zu haben, beides vergleichbar mit den Preisen der konkurrierenden Platzhirschen. Der Weltladen in Mitterfelden ist einer der Abnehmer und sponsert die Fußballer von BGL International Freilassing, deren integrative Mannschaft aus mehr als einem Dutzend Nationen besteht. Neben einem Satz Trikots gab es kürzlich sechs Fair-Trade-Matchbälle für den Fußballverein. Am Vortragsabend ging auch ein Ball vom Weltladen an die Mädchen der Mittelschule, zwei an BGL International und je einen weiteren sponserte Robert Weber dem Verein BGL International und den Mädels der Mittelschule.

Worauf Weber auch Wert legte, ist dass der Käufer beim Fair-Trade-Siegel „hundertprozentig weiß, der Hersteller, und der, der das macht, hat eine weiße Weste“. Und er beantwortete weitere Fragen aus dem Publikum. Konkret wurde nach den Auswirkungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes gefragt. Robert Weber sagte dazu: „Das Lieferkettengesetz ist als Löwe los gesprungen und als Papiertiger gelandet. Es wurde von der FDP und der CDU/CSU verwässert, so dass nicht die ganze Lieferkette erfasst wird. Eine Kontrolle ist unmöglich, da sich Unternehmen einfach auf das Betriebsgeheimnis berufen können. In meiner Branche bringt das Gesetz überhaupt nichts.“ Im Zuge dessen wies Weber auf einen kommenden ZDF-Film zur Fußballproduktion mit Schwerpunkt auf Sialkot hin. Details wird es wohl in wenigen Tagen geben.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Zuhörer noch Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen mit dem Referenten und Maria und Sara interviewten Robert Weber. Vom Weltladen als Gastgeber gab es Brot mit delikaten, fairen Aufstrichen, Getränke und Kinderpunsch. Informationen zu Bad Boyz Ballfabrik und auch zur Ausstrahlung des Dokumentarfilms gibt es auf deren Homepage www.badboyzballfabrik.com.

Text: Julian Traublinger