Wohngebiet Pfarrerleitn, Freilassing, Foto: Franz Eder

„Pro Freilassing“: Bau von Einfamilienhäusern forcieren

Fraktion diskutiert Ergebnisse der Sozialraumanalyse – Und sieht Wachstums-„Zwang“ kritisch – Schmähl: Tekles-Vorschläge nicht wegweisend

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, 22.01.2021

Wohngebiet an der Pfarrerleitn, Foto: Franz Eder
Ein Ansatz bei der Entwicklung Freilassings könnten weitere Einheimischenmodelle – wie hier das Wohngebiet an der Pfarrerleitn – sein, so die Einschätzung von „Pro Freilassing“. − Foto: Franz Eder

Freilassing. Die im Dezember vorgestellte Sozialraumanalyse für Freilassing und die Vorbereitung auf die darauf bezugnehmende, bevorstehende Stadtratsklausur waren Anlass für die kürzlich stattgefundene, virtuelle erweiterte Fraktionssitzung von „Pro Freilassing“, berichtet die Gruppierung in einer Pressemitteilung.


siehe auch: Kommentare, KONTRA / PRO


Vorsitzende Andrea Lausecker eröffnete die Sitzung mit dem Hinweis, dass, nachdem die SPD bei jeder Gelegenheit hervorhebe, dass die Sozialraumanalyse auf Kreisebene aufgrund ihres Antrages initiiert worden sei, man auch erwähnen sollte, dass die auf Freilassing zugeschnittene Analyse auf einen Antrag von Pro Freilassing zurückgehe. Die Arbeit von Dr. Tekles sei ein hoch interessantes und komplexes Werk, das doch einige wertvolle Fakten liefere, die man bisher nur erahnen können habe.

Bernhard Schmähl lobte auch die aufschlussreiche Arbeit von Dr. Tekles, seine persönlichen Rückschlüsse und Konsequenz- Vorschläge, sehe er aber nicht unbedingt als zwingend wegweisend, da dies subjektive Einschätzungen seien, die zum Teil ganz anders ausfielen als die vor einigen Jahren von Architekt Brenneke im Rahmen des ISEK. „Diese müssen wir in Freilassing schon für uns selbst erarbeiten und dabei wäre die Frage, was wir für uns wollen oder nicht ein wesentlicher Faktor“, so Schmähl. Er könne etwa überhaupt nicht sehen, dass das Wachstum Freilassings auf über 20000 bis zu 30000 Einwohnern zwingend vorgegeben wäre. Ein Wachstum der Arbeitsplätze bedeute für ihn nicht zwingend, dass die Leute alle in Freilassing wohnen müssten.


Schmähl: Lebensqualität wurde lange vernachlässigt


„Wir haben in Freilassing mit großem Abstand die höchste Bevölkerungsdichte im Kreis und vorrangig Verantwortung für die lange Zeit vernachlässigte Lebensqualität der Bürger, die bereits in Freilassing wohnen. Dafür haben unsere Nachbargemeinden mit teilweise schrumpfender Einwohnerzahl deutlichen Nachholbedarf im Wohnungsbau.“

Die Analyse zeige ja auch gerade deutlich, dass große Wohneinheiten für Familien mit vier bis sechs Zimmern fehlen würden und Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen in überdurchschnittlichem Maß vorhanden wären, ergänzte Fraktionssprecher Robert Judl, in Saaldorf-Surheim sei das Ergebnis gerade andersrum. Daraus ergebe sich eigentlich deutlich, wo die Reise hingehen sollte, und dass unter anderem Einheimischen-Modelle mit Einfamilien- und Reihenhäusern stark forciert werden sollten.

Stadtrat Christoph Bräuer stellte die Frage in den Raum, in welchem Verhältnis denn bei einem entsprechenden Bevölkerungswachstum die gesetzlich vorgegebenen Plätze für Kindergärten, Kitas und Schulen wachsen würden und welche Investitions- und laufende Kosten das nach sich ziehen würde. Es gebe ja Kommunen, die sich unter anderem aufgrund dieser Faktoren gegen weiteres Wachstum entschieden hätten und das müsse ja plausible Gründe haben.

Freilassing dürfe nach dem enormen Aufholbedarf bei den genannten Pflichtaufgaben nicht dauerhaft dem gesetzlichen Anspruch wirtschaftlich hinterher hecheln. „Wir bräuchten viel mehr Kapazität, um in den Lebensqualität steigernden Bereichen, wie Kulturprogramme und Kulturstätten, so etwa der Montagehalle, Versammlungsmöglichkeiten oder attraktive Verweilorte in der Innenstadt, sowie in die hierfür erforderliche Manpower zu investieren.“


Der Betreuungsbedarf für Kinder und Senioren steigt


Abschließend merkte Andrea Lausecker an, dass sich die Pflichtaufgaben nicht mit der Versorgung der Kinder erschöpfen würden. Sowohl durch die demografische Entwicklung als auch durch Veränderungen der Familienstruktur werde sich der aktuelle Bedarf von stationären Pflegeplätzen für Senioren innerhalb von sieben bis acht Jahren nahezu verdoppeln. Der Bedarf an Wohnungen für betreutes Wohnen im Alter werde sich wohl ähnlich entwickeln. − red