Ehepaar Flatscher, Dr. Peter Ramsauer und Markus Hiebl bei Ehrung

Stehende Ovationen und verdrückte Tränen

Altbürgermeister Josef Flatscher erhält Goldenen Ehrenring der Stadt Freilassing – Ramsauer hält Laudatio

Reichenhaller Tagblatt / Freilassinger Anzeiger, Johannes Geigenberger, 11.10.2021

Beitragsbild: Ehre, wem Ehre gebührt: Bürgermeister Josef Flatscher und seine Gattin Elfriede genießen den Applaus der Gäste sowie von Bürgermeister Markus Hiebl (rechts) und Laudator Peter Ramsauer. − Foto: Julian Traublinger

Freilassing. Was lange währt, wird endlich gut: Ganze vier Mal musste – coronabedingt – der Termin verschoben werden, bevor am Freitag endlich ein großer Ehrenabend zur Würdigung verdienter Stadträte und Bürgermeister stattfinden konnte. Im Mittelpunkt der Veranstaltung in der Lokwelt stand dabei freilich Josef Flatscher, der 21 Jahre als Erster Bürgermeister die Geschicke der Stadt lenkte und vergangenes Jahr aus eigenem Willen nicht mehr zur Wahl angetreten war. Dafür erhielt er den goldenen Ehrenring der Stadt Freilassing aus den Händen von seinem Nachfolger Markus Hiebl. Flatscher zeigte sich sichtlich gerührt von der Ehrung und widmete sie insbesondere seiner Familie und Ehefrau Elfriede. „Ihr wart immer da“, rief er ihnen sichtlich bewegt und unter dem stehenden Applaus der Besucher zu.


Ramsauer: „Kämpfer für die Interessen der Stadt“


Zuvor hatte der heimische Bundestagsabgeordnete Peter Ramsauer in einer Laudatio noch einmal die Verdienste Flatschers aufgezählt, mit dem ihn eine „enge Freundschaft“ verbinde: „Dabei denkt man ja, das geht in der Politik gar nicht“, meinte Ramsauer, der dabei durchblicken ließ, dass man sich nicht auf jeden „Parteifreund“ verlassen könne. Mit Flatscher hingegen habe die Chemie immer gestimmt – Was nicht heiße, dass er ihn nicht als harten Verhandler erleben konnte, wenn es um die Belange der Stadt ging. Auch deshalb sei Freilassing „heute eine großartige Stadt von überregionaler Bedeutung“, so Ramsauer, der nicht versäumte, einige Meilensteine im Wirken Flatschers aufzuzählen. Ob es um die Lokwelt ging, die Ansiedlung der Bundespolizei, das neue Freibad, das dritte Gleis und natürlich das neue Badylon: Maßgeblich sei es Flatscher zu verdanken gewesen, dass diese Projekte erfolgreich verwirklicht wurden.

Apropos Badylon: Dass dessen Neubau notwendig wurde, war bekanntermaßen dem verheerenden Hochwasser im Jahr 2013 geschuldet. Die Naturkatastrophe war nur eine von mehreren Krisen, die Flatscher während seiner Amtszeit bewältigen musste – Ramsauer erinnerte etwa auch an die Flüchtlingskrise im Jahr 2015, als er ebenfalls „Managerqualitäten“ an den Tag gelegt habe. „Das waren Situationen – da gibt es kein Rezeptbuch, nach dem man vorgehen kann“, lobte Ramsauer, dass Flatscher dennoch den richtigen Weg gefunden habe.

Besonderen Respekt zollte Ramsauer Flatscher dafür, vergangenes Jahr aus freien Stücken nicht mehr zur Wiederwahl angetreten zu sein. „Das zeugt von großer persönlicher Größe, wenn man von selbst sagt: ,Es reicht.‘“ Flatschers Nachfolger Markus Hiebl meinte seinerseits gar: „Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich heute hier stehen würde, wenn du nochmal angetreten wärst.“ Auch das neue Stadtoberhaupt würdigte die Leistungen, die sein Vorgänger in 21 Jahren für die Stadt erbracht habe und rief ihm zu: „Du hast eine Ära geprägt“. Viele junge Freilassinger hätten schließlich gar keinen anderen Bürgermeister gekannt. „Leidenschaft, Herzblut und vehementer Einsatz waren deine ,Markenzeichen‘“.


Kern vergleicht Flatscher mit James Bond


So hatte ihn auch Regierungspräsidentin Maria Els kennengelernt, meinte sie in ihrem Grußwort und schloss an: „Es war immer schön, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“ Das ging auch Landrat Bernhard Kern so, der vor seinem aktuellen Amt schließlich noch sechs Jahre Flatschers Bürgermeister in dessen Wohnort Saaldorf-Surheim war. Flatscher nannte er eine „dominante Figur“ in der Kreispolitik, die sich nie davor gedrückt habe, Verantwortung zu übernehmen und sein Leben ganz in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Flatscher habe damit vorgemacht, was den Zuschauern im aktuellen James Bond am Ende als Botschaft mitgegeben wird: „Man soll das Leben leben, und nicht nur existieren.“


Flatscher dankt „super Mannschaft“ im Rathaus


Statt James Bond zitierte Hiebl lieber Goethe, der einst sagte: „Ein Kranz ist gar viel leichter binden, als ihm ein würdig Haupt zu finden.“ Flatscher sei in jedem Fall ein würdiges Haupt, der den Ehrenring – immerhin die höchste Auszeichnung der Stadt Freilassing – mehr als verdient habe. Bescheiden erinnerte Flatscher allerdings daran, dass es ja nicht nur er gewesen sei, der all die Jahre über an der Spitze der Stadt wirkte – nicht vergessen dürfe man die „super Mannschaft“ im Rathaus. Gerührt dankte er für die erfahrene Würdigung und erinnerte an sein eigenes Motto, das all die Jahre über sein Wirken bestimmt habe: „Betroffene zu Beteiligten machen – das ist für mich Demokratie.“

Ebenfalls ausgezeichnet wurden Klaus Lastovka, Margitta Popp und Gottfried Schacherbauer, die jeweils eine Bürgermedaille erhielten, sowie verdiente weitere Stadträte, die Ehrennadeln erhielten. Über diese Ehrungen berichten wir gesondert.